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Der Sonne entgegen ...

Teil 1: Vorschau.

Portugal, Spanien, neuerdings Kroatien - oder gar Afrika? Hamburgs Läufer entfliehen zu verschiedenen Jahreszeiten gerne den Hamburger Schmuddelwetter, um bei angenehmen Temperaturen Tempoläufe und Kilometer abzuspulen. Insbesondere der März und der April sind beliebte Zeitpunkte für Trainingslager. Wir wollen in dieser Woche einige der Hotspots vorstellen und verraten, wen man dort aus der Hamburger Laufszene so antreffen kann. 

Freut euch auf: 
Teil 2: Albufeira, Portugal 
Teil 3: Kenia 
Teil 4: Kanaren 
Teil 5: Pula, Kroatien 
Teil 6: Monte Gordo, Portugal 
Teil 7: Und sonst so? 

Ihr seid demnächst auch unterwegs? Dann schickt uns gerne eine kurze Nachricht, vielleicht wird unsere Reihe so noch um einen Beitrag oder zumindest einige Informationen reicher.


Teil 2: Albufeira, Portugal

Schon seit vielen Jahren DER Trainingslagerort für Hamburger Läufer ist Albufeira an der Algarve in Portugal. Rote Sandsteilküsten, Sandstrand, eine eigene Cross-Trainingsstrecke und flache wie profilierte Laufstrecken im Hinterland locken jedes Jahr Vereine und privat organisierte Gruppen in die zahlreichen mietbaren Villen oder direkt ins Hotel Alfamar. Wenn Läufer von Albufeira sprechen sollte man jedoch wissen, dass sie eigentlich die nahe von Albufeira gelegene Ortschaft Açoteias bzw. Olhos de Água meinen - rund 30 Kilometer von Faro entfernt. 

Wer trainiert hier?
Auch 2020 sind hier im März zahlreiche Läuferinnen und Läufer von hamburg running und dem Hamburger Laufladen. Auch die Läuferinnen und Läufer des HSV und einige Kieler Athleten bereiten sich am Standort auf die Saison vor.

Für wen ist der Standort geeignet?
Tendenziell eher für Langstrecken-Läufer oder Mittelstreckler in einer frühen Vorbereitungsphase. Lange Läufe gehen hier super, auch dank meist gutem Wetter. Die Stadionnutzung ist jedoch teuer. Gemischte Trainingsgruppen mit Leuten aus technischen Disziplinen fahren lieber nach Monte Gordo.

Größtes Plus:
Die kostenlos nutzbare Crossstrecke für Intervalle und der Strand

Größtes Minus:
Die sehr hohen Kosten für Stadionnutzung - aber immerhin gibt es wieder nutzbare Stadien in gutem Zustand, das war vor einigen Jahren noch anders.

Es folgt Teil 3 - Kenia

Teil 3: Kenia (Iten)

Spätestens seit den Erfolgen von Gesa Krause gilt der Höhentrainingslager-Ort Iten in Kenia auch bei vielen Deutschen Läufern als das Mekka für Trainingslager. Nicht nur die Spitze, zunehmend auch ambitionierte Läuferinnen und Läufer der Hobbyklasse machen sich auf den beschwerlichen Weg - leider nicht immer mit hinreichenden Wissen über Höhentrainingslager im Gepäck. Vor Ort gibt es neben den typischen sandigen Laufwegen vor allem einen anderen Lebensstil zu erfahren, unfassbar große, teils offene Trainingsgruppen und Spitzenathleten hautnah. 

Wer trainiert hier? 
Der Neu-wenn-auch-nur-auf-dem-Papier-Hamburger Philipp Pflieger will mit mehreren Aufenthalten in Iten den Weg nach Olympia bahnen. Teils beruflich bedingt weilten im Januar unter anderem auch Benjamin Franke, Fabian Wittke und Henning Lenertz in Kenia und absolvierten Teile ihrer Marathon-Vorbereitung hier. 

Für wen ist der Standort geeignet? 
Wer nach Olympia kann und will findet hier sicher vieles, was er oder sie braucht (gemeint sind nur die legalen Dinge, wenngleich es die anderen in Kenia leider auch viel zu leicht gibt). Für alle anderen gilt: Wer das Ganze mal erleben will: nur zu. Für die meisten Leistungsklassen gibt es aber Orte, die mehr Sinn ergeben. Und an Höhentrainingslager müssen sich Läufer ohnehin erst gewöhnen - selbst Gesa Krause startete mit diesem Trainingsmittel auf dem Rabenberg in Deutschland. 

Größtes Plus: 
Der Spirit und die unfassbare Leistungsdichte Größtes 

Minus: 
Die doch eher beschwerliche Anreise, die zudem zulasten des Kontos und der CO2-Bilanz geht 

Es folgt Teil 4 - Kanaren

Teil 4: Kanaren

Lange, ähnlich wie Mallorca, vor allem Wahlort für Radfahrer und Triathleten, zieht es zunehmend auch Läufer auf die Atlantikinseln. Auch einige deutsche Springer und Sprinter haben in letzter Zeit ihre Trainingscamps auf Fuerteventura oder Lanzarote verbracht. Das Wetter ist meist gut, die Infrastruktur anders als beispielsweise in Albufeira aber eher auf Hotels und Ressorts ausgelegt. Die Kanaren sind mittlerweile auch für viele Laufkurse das Ziel der Wahl. 

Wer trainiert hier? 
Aktuell absolvieren unter anderem Tabea Themann und Katharina Nüser hier ihre Einheiten und tankten Sonne. Runnersworld bietet hier Laufreisen an, auch andere Anbieter laden zu Kursen. 

Für wen ist der Standort geeignet? 
Mit der nötigen Vorplanung können hier fast alle leichtathletischen Disziplinen ihr Lager aufschlagen. Einzelsportler kommen besonders dann auf ihre Kosten, wenn sie auch Mal Einheiten auf dem Rad absolvieren wollen.

Größtes Plus: 
Meist verlässlich gutes Wetter 

Größtes Minus: Es sind halt Urlaubsinseln...  

Es folgt Teil 5: Pula/Kroatien

Teil 5: Pula/Kroatien

Geht es um Mittelmeer-Trainingslager, denken zumindest Vereine der alten Bundesländer zunächst an Spanien oder Italien. Die Mittelstreckler von hamburg running machen in diesem Jahr den Sprung nach Kroatien, genauer nach Pula in Istrien. Neben einer würdigen Kulisse mit einem der größten römischen Amphitheater erwartet sie hier ein Stadion zu günstigen Nutzungskonditionen und verschiedene Rad- und Trailwege im Hinterland. Das benachbarte Medulin warb lange um Trainingsgäste mit der Prämisse von mehreren hundert Kilometern Laufstrecken im Umland. Und auch die einheimische Bevölkerung mag Laufen: In den Sommermonaten gibt es Stadtführungen im Dauerlauf, der ortsansässige Leichtathletikverein stellt einige der aktuell besten kroatischen Nachwuchs-Mittelstreckler. 

Wer trainiert hier? 
Bislang auf der Trainingslager-Karte deutschlandweit eher unbekannt, wagen die Mittelstreckler von hamburg running über Ostern dieses Jahr das Experiment. Es könnte der Beginn eine Freundschaft werden: geneinsame Einheiten mit den Athleten des Vereins vor Ort sind angedacht. 

Für wen ist der Standort geeignet: 
Theoretisch für alle leichtathletischen Disziplinen, wenn die Organisatoren bereit sind, ein wenig eigene Vorarbeit in der Planung zu leisten. Als Unterkünfte gibt es sowohl Villen in verschiedener Größe, als auch Hotels. 

Größtes Plus: 
Vor Ort gibt es eine aktive Leichtathletik-Szene, der Ort verbindet Kultur und Sport. 

Größtes Minus: 
Die Anreise ist zwar nicht zwingend teuer, aber dennoch oft etwas komplizierter, zudem muss anders als im westlichen Mittelmeer (noch) Geld getauscht werden. 

Es folgt Teil 6: Monte Gordo

Teil 6: Monte Gordo

Monte Gordo liegt nur wenige Kilometer von Albufeira (siehe Teil 2) entfernt und gehört ebenfalls seit Jahren zu den prominenten Trainingslager-Zielen nicht nur für Hamburger sondern in ganz Deutschland. Die Pinienwälder laden zu Dauerläufen ein, im Stadion haben schon zahlreiche nationale wie internationale Spitzenathleten ihre Tempoläufe abgespult, Sprünge absolviert oder Hürden überquert. Unterkunftsmäßig kann man sich „ins gemachte Nest“ legen. 

Wer trainiert hier? 
Aus Hamburg ist die TSG Bergedorf Stammgast. Auch die Trainingsgruppe um die mittlerweile im Ruhestand befindliche Jana Sussmann drehte hier regelmäßig ihre Runden. 

Für wen ist der Standort geeignet? 
Im Grunde für fast jeden, unter sich ist man hier jedoch selten. Läufer, die eher auf längeren Distanzen unterwegs sind und entsprechend viele Kilometer abspulen wünschen sich bisweilen einen Ort, mit mehr Abwechslung für die Dauerläufe. 

Größtes Plus: 
Monte Gordo ist einer DER Trainingslager-Orte. Hier besteht die entsprechende Infrastruktur und Erfahrung. 

Größtes Minus: Die Kritik der meisten Monte-Gordo-Fahrer beschränkt sich in der Regel auf „ich hätte mal Lust auf was anderes und mehr Abwechslung“. 

Es folgt der abschließende Teil 7: Und sonst so?

Teil 7: Und sonst noch so? 

Fünf Trainingslager-Hotspots haben wir vorgestellt, doch für Läufer oder Leichtathleten allgemein gibt es natürlich noch viele weitere interessante Trainingsorte. 

In Hamburg derzeit nicht so gefragt, aber für viele andere weiterhin hoch im Kurs ist die spanische Atlantikküste, konkret Chiclana. Chiclana ist etwas teurer als die bei den Hamburgern bevorzugten Städte auf der portugiesischen Seite der Grenze, bietet sonst aber ähnliche Verhältnisse. 

Auch verschiedene Orte in Italien am Gardasee oder an der Adria (z.B. Cervia oder Lignano) stehen nicht so hoch im Kurs, sind aber auch weniger als Läuferhochburgen bekannt. Da empfiehlt sich schon eher Bilbao, das wohl einen näheren Blick verdient hätte, im Frühjahr aber auch früh ausgebucht ist. Wettertechnisch etwas anfälliger aber in Zeiten vor Billigfliegern lange Läufer-Hotspot war übrigens die niederländische Insel Texel, die ein Revival erleben könnte. 

Weiter entfernt sind die höher gelegenen Lauf-Hotspots Flagstaff und Boulder in den USA und Potchefstroom in Südafrika, die für Hamburgs Laufszene derzeit eher nicht auf der Agenda stehen, wohl auch, weil die Leistungsklasse, die hierher fährt, in Hamburg derzeit eher fehlt. 

Und dann gibt es noch die Trainingslager-Orte der Hamburger, die eher zu anderen Zeiten besucht werden: So fährt hamburg running seit nunmehr drei Jahren Anfang Mai für ein verlängertes Wochenende ins dänische Sønderborg und wird mit viel Gastfreundschaft empfangen, nutzt Stadion und Waldwege. Zinnowitz nahe der polnischen Grenze an der Ostsee lockte bereits mehrfach den HSV. Und die Leistungszentren in Kienbaum in Brandenburg und Westerstede in Niedersachen bieten auf engsten Raum alles, was man für ein Kurztrainingscamp brauch und eignen sich so für zusätzliche Maßnahmen zwischendurch. 

Am Ende sind Trainingslager aber immer nur das Sahnehäubchen, emotional wie formtechnisch. Die Basisarbeit wird an allen übrigen Tagen gelegt, bei guten Wetter wie Schietwetter, auf Jahnkampfbahn, im Hammer Park, am Turmweg, in der Halle sowie im Stadtpark, an der Alster und Elbe. Oder kurz: zuhause.


Autor: Andreas Griess